Tiergesundheit & Stoffwechselstabilität absichern
Um die Tiergesundheit und die Stoffwechselstabilität abzusichern sind drei Bereiche von besonderer Bedeutung:
• Adäquate Versorgung je nach Laktationsphase
• Zwischenkalbezeit und Nutzungsdauer
• Zuchtausrichtung
Die bedarfs- und leistungsgerechte Energie- und Nährstoffversorgung unterstützt die Gesunderhaltung der Milchkuh. Vor allem in kritischen Phasen sollte vermehrtes Augenmerk auf die optimale Versorgung gelegt werden, um Stoffwechselentgleisungen vorzubeugen. Eine Gabe von Zusatzstoffen kann den Stoffwechsel der Tiere unterstützen. Hierfür sollte Rücksprache mit dem Futtermittelberater oder dem betreuenden Tierarzt gehalten werden.
Grundfutterqualität
Das Grundfuttermittel bedarf aufgrund der begrenzten Futteraufnahmekapazität einer Milchkuh besondere Beachtung. Für die Tiergesundheit und Milcherzeugung ist eine hohe Aufnahme qualitativ hochwertiger Grundfuttermittel unabdingbar. Die Energie- und Nährstoffdichte des Grundfuttermittels muss für jedes Leistungsniveau optimal abgestimmt sein. Regelmäßige Überprüfung von Futterproben durch Futtermittelanalysen können helfen, die notwendige Qualität abzusichern.
- Einfluss von Grundfutterqualität und Kraftfutterversorgung auf Stoffwechselparameter der Milchkühe (Obritzhauser, Tagungszusammensfassung Gumpenstein)
Futterzusatzstoffe
Die wiederkäuergerechte Fütterung um Zusatzstoffe ergänzt werden, um Stoffwechselentgleisungen vorzubeugen. Zur optimalen Anpassung der Zusatzstoffe, sollten die Nährstoffgehalte des Grundfuttermittels aus Futteranalysen, sowie Milchinhaltstoffe und Leistung bekannt sein. In Verbindung mit Futtermittelberatern können bestmögliche Lösungen gefunden werden. Dies kann gerade bei klinisch nicht auffälligem Milchfieber von Nutzen sein.
- Milchfieber: Mut zur Prophylaxe! (Stöcker-Gamigliano, Elite !rei verfügbar in Q4 2023!)
In jüngerer Zeit wurden intensiv die Ursachen einer geringen Nutzungsdauer bei Milchkühen betrachtet. Neben züchterischen Aspekten haben insbesondere Managemententscheidungen auf den Betrieben wie bspw. die Anpaarungspraxis oder die Länge der Rastzeit einen großen Einfluss auf die Nutzungsdauer.
Eine verlängerte Zwischenkalbezeit oder Rastzeit verringert bezogen auf eine Laktation die täglich ermolkene Milchmenge im Herdendurchschnitt. Bezogen auf das Leben einer Kuh und auf die Herde ergeben sich aber weniger Trockensteh-Tage und weniger Biestmilchtage. Zusammen mit einem verringerten gesundheitlichen Risiko der Kühe aufgrund weniger Kalbungen und einem damit verbundenen geringeren Abgangssrisiko, wirken sich verlängerte Zwischenkalbezeiten positiv auf die Lebenseffektivität der Kühe aus. Auswirkungen auf die Remontierung durch die geringere Zahl der Kalbungen sind vernachlässigbar.
- Strategiepapier: Zukunft gesunde Milchkuh (DGfZ, S. 18 -20)
Grundsätzlich können Stoffwechselerkrankungen bei jeder Milchviehrasse und allen Leistungsniveaus vorkommen. Während sich vor einigen Jahren die Zucht bei Deutschen Holstein noch ausschließlich auf Milchleistung fokussierte, ist die aktuelle Zucht inzwischen mit Berücksichtigung weiterer funktionaler Merkmale ausgewogener. Neben Leistungsmerkmalen werden heute die Fitness, Gesundheit und Robustheit der Tiere züchterisch einbezogen.
Die Erfassung wichtiger Parameter ist in der Milchkuhhaltung seit Jahren etabliert. Die Zuchtwertschätzung in Deutschland kann damit über sekundäre Hilfsmerkmale hinaus auf direkt in der Praxis erhobene Gesundheitsdaten aufsetzen. Seit April 2019 werden erstmalig Zuchtwerte für Euter-, Klauen-, Fruchtbarkeits- und Stoffwechselgesundheit ausgegeben. Die deutsche Holsteinzucht führte erstmals im April 2019 direkte genomische Gesundheitszuchtwerte ein. Darunter auch der RZMetabol mit Merkmalen zu Stoffwechselerkrankungen.
Die Gesundheits- und Fitnessdaten sind auch in der innerbetrieblichen Eigenkontrolle, zur Verbesserung des Managements und zur Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion wichtig. Regelmäßige Tierbeobachtungen durch den Landwirt bleiben aber auch weiterhin unverzichtbar. Die Daten unterstützen ihn dabei, Tiere die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen oder andere Entwicklungen im Stall frühzeitig zu erkennen.
- RZ - Richtig züchten mit den Gesundheitszuchtwerten der deutschen Holsteinzucht (RZ - Richtig züchten)
- Untersuchungen zur Lebensleistung und Nutzungsdauer von Milchkühe (Römer, Boldt, Flor, Blum, Landeskontrollverband Niedersachen, Jahresbericht, S. 16 - 19)
- Verteilung und Erblichkeiten der Abgangsursachen bayerischer Fleckvieh- und Braunviehkühe (Forschungsprojekt Rind, Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft LfL)
- Strategiepapier Zukunft gesunde Milchkuh (DGfZ)